Software-Entwickler Marktanalyse – Wo sind die meisten Entwickler? Wo die meisten Jobs?
Ich bin ja als Bewerbungsmanager und Headhunter quasi ständig auf der Suche nach interessanten Softwareingenieuren und passenden Stellen. Es war mal wieder an der Zeit, mir einen detaillierten Marktüberblick zu verschaffen. Deshalb habe ich Anfang März diesen Jahres eine Analyse über die in Deutschland verfügbaren Software-Entwickler und die aktuell ausgeschriebenen Stellenangebote für diese Bewerberzielgruppe gemacht. Und an den Ergebnissen möchte ich Euch teilhaben lassen.
Für die Recherchen wurden von mir 12 Metropolregionen untersucht und zwar die Städte München, Berlin, Stuttgart, Köln/Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Dortmund, Karlsruhe, Nürnberg, Mannheim/Heidelberg, Hannover und Leipzig. Für die Recherchen habe ich Stellenangebote und Entwickler im Umkreis von 50 Kilometern um die jeweilige Großstadt recherchiert. Meine genutzten Recherchemedien waren für die Fachkräfteseite der XING Talentmanager und für die Stellenangebote die Software Jobfeed des niederländischen Anbieters Textkernel. Mir ist klar, dass beide Lösungen natürlich nicht 100% repräsentativ den relevanten Markt abbilden, aber XING als größtes deutsches Business-Netzwerk und Jobfeed als Crawler mit Millionen untersuchten Stellenanzeigen vieler Quellen geben schon mal einen guten Überblick über die Marktsituation.
Fachlich wurden die drei Technologie-Stacks Java, C++ und C#/.net untersucht. Es gibt natürlich noch mehr, aber weil ich in diesen Bereichen regelmäßig Anfragen von Kunden und Bewerbern habe erschienen mir diese am interessantesten. Ein bisschen Eigennutz muss sein 😉 Also springen wir mal rein in die Ergebnisse.
Die meisten Softwareentwickler programmieren in Java
Auffallend und nicht besonders überraschend war, dass die Technologien eine unterschiedliche Verbreitung bei den Entwicklern haben. Am verbreitetsten im Vergleich sind die Java-Entwickler. Hochburgen für Java-Leute sind München (15.244 Entwickler), Köln/Düsseldorf (14.882) und Berlin (12.613). Deutlich weniger Entwickler gibt es in Deutschland im Technologie-Stack C++. Hier waren die Hochburgen wieder München (6.568), Köln/Düsseldorf (5.583) und die Schwabenmetropole Stuttgart (4.986). Die C# Entwickler liegen in der Mitte, angeführt von Köln/Düsseldorf (9.956), München (8.956) und der Bankenstadt Frankfurt (6.893). Am wenigsten Entwickler im Metropolenvergleich gibt es übrigens bei allen Technologien an den Standorten Leipzig und Hannover.
Wie sieht’s am Stellenmarkt aus?
Als zweite Dimension wollte ich wissen, wie es um den Stellenmarkt in den einzelnen Technologie-Stacks bestellt ist. Jobfeed warf mir am Stichtag 1. März 2019 zu den einzelnen Technologien die folgenden Zahlen aus.
Am meisten Jobs für Java Entwickler gibt es in den Metropolen München (2.144), Köln/Düsseldorf (1.536) und Berlin (2.058); also genau dort, wo auch die meisten Java Entwickler leben. Bei C#/.NET Positionen liegen München (1.083), Stuttgart (1.017) und Köln/Düsseldorf (924) vorne. Am meisten C++ Stellen wiederum findet man in München (6.568), Köln/Düsseldorf (5.583) und Stuttgart (4.968). Schlusslichter bei den Stellen sind hier wiederum die Städte Leipzig und Hannover.
Da jetzt die Zahl der aktuellen Stellen und Entwickler am Stichtag 1.3. bekannt waren, war ich sehr interessiert, die Zahlen mal direkt einander gegenüber zu stellen. Ich erhoffte mir ein Bild, wo der Entwicklermarkt besonders eng und umkämpft ist. Denn rund 15.000 Java Entwickler im Raum München sind für sich genommen ja noch eine recht abstrakte Größe. Stellt man die 2.144 offenen Stellenangebote am Stichtag dagegen, so sieht man gleich, dass auf jede Stelle rund 7 Entwickler kommen. Und zwar global – das heißt Entwickler, nicht Bewerber. Denn viele der in XING hinterlegten Menschen sind ja nicht aktiv auf Jobsuche. Unten ist exemplarisch die Rangliste der Metropolen bei Java-Jobs und Entwicklern dargestellt.
In welchen Metropolen ist der Markt am knappsten?
Wer jetzt denkt, dass 7 Entwickler pro offener Stelle – der größere Teil der Entwickler-Positionen ist ja zum Glück besetzt – wenig wären, der täuscht sich gewaltig. Das Verhältnis sieht in der Bayernmetropole sogar noch vergleichsweise gut für die Arbeitgeber aus. Bei Java Stellen ist der Markt in Leipzig (5 Entwickler je Ausschreibung), Nürnberg 5,6) und Berlin, Dortmund (je 6,1) noch deutlich enger. Besonders schwierig ist der Markt für C++ Entwickler: Hier kommen auf jede Stelle drei Entwickler – und zwar Menschen, keine Bewerber. Im Vergleich zu den Java-Leuten kommen hier auch nur drei der 12 untersuchten Metropolen auf Verhältniswerte von 7 oder mehr. Richtig düster sieht es aber für Arbeitgeber aus, die in Stuttgart C++ Entwickler suchen. Hier könnte die Lufthansa mit drei vollbesetzten Airbus 380 landen und es wären immer noch nicht genug Bewerber für alle offenen Stellen. Besser haben es Arbeitgeber im Raum Mannheim/Heidelberg, denn hier ist das Verhältnis der Entwickler zu den offenen Stellen bei alle untersuchten Technologien am besten – 9,9 bei C++, 16,9 bei Java und 13,9 bei C#.
Wie schon anfangs bilden die Zahlen natürlich nicht die absolute Realität ab. Es gibt sicher mehr Entwickler, denn nicht alle Entwickler haben ein Profil bei XING. Andererseits werden bei Jobfeed auch nicht alle offenen Stellen erfasst – insbesondere die Stellen, die gar nicht im Internet ausgeschrieben sind. Insoweit dürften die Verhältniswerte die Enge der Arbeitsmärkte ganz gut abdecken. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass es in den untersuchten Metropolen eine besonders hohe Dichte an großen, namhaften Konzernen gibt, die mit teils überzogenen Gehaltsangeboten an den Markt gehen können, dann ist offenbar, dass mittelständische Unternehmen sich lang strecken oder Geduld bei der Stellenbesetzung aufbringen müssen.
Lessons Learned
Welche Learnings können wir aus der teils engen Marktlage ziehen?
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- Arbeitgeber sollten froh über jeden Entwickler sein, der sich aus dem Job traut und sich bei ihnen bewirbt. Sie sollten Menschen, die nicht offenkundig unpassend sind, die Chance für einen ersten persönlichen Eindruck ermöglichen – am besten mit einem freundlichen Telefoninterview.
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- Eine gute Candidate Experience – das heißt eine gut gestaltete Job & Bewerberseite, eine einfach zu bedienende Stellenbörse, die es leicht macht, sich zu bewerben sollte gepaart werden mit schnellem Feedback.
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- Eine gute Eignungsdiagnostik im Auswahlverfahren ist wichtig, denn Bewerber wollen ja selbst später auf eine Stelle kommen, die sie gut ausfüllen können. Schnöseliges Verhalten und eine Rosinenpicker-Einstellung sollten sich Entscheider im Auswahlprozess aber schnell abgewöhnen. Es gibt genug Wettbewerber, die es besser machen.
- Ferner sind Firmen gut beraten, die Zeichen der Zeit zu deuten und sich bei der Suche und im Onboarding an die neuen Zeiten anzupassen. Dazu zählen die Rekrutierung internationaler Kandidaten, Sprachkurse für neue und bestehende Entwickler-Teams, Aus- und Weiterbildung und moderne Arbeitsbedingungen – Stichwort: Home-Office und Teilzeitmodelle.
Eine gute Übersicht darüber, was Entwicklern bei der Arbeit wirklich wichtig ist, bietet übrigens die Entwicklerumfrage von Stackoverflow.