20 Prozent auf alles – nur nicht auf Gehälter
Der Arbeitsplatzwechsel ist mit Erwartungen verknüpft: Andere Herausforderungen und Impulse, bessere Perspektiven und Bedingungen, mehr Verantwortung und – vor allem – mehr Geld. Dabei ist es gar nicht leicht, das richtige Maß zu finden. Sich „unter Wert“ zu verkaufen oder wegen falscher Erwartungen zu hoch zu pokern, passiert leicht. Die Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung ist mit Sicherheit einer der wichtigsten, aber auch am meisten vernachlässigten Bestandteile im Bewerbungsprozess. Aber worauf gilt es zu achten?
20% mehr sind immer drin?! So ein Unsinn!
5, 10 oder vielleicht 20 Prozent mehr auf das aktuelle Gehalt drauf und fertig? Nach dem Motto: War for Talent! Wenn Sie mich gewinnen wollen, dann müssen Sie mir schon etwas bieten? Wir warnen vor pauschalen prozentualen Erhöhungen, auch wenn sie in Ratgebern immer wieder auftauchen. 20 Prozent mehr sind nicht sicher, aber dennoch durchaus möglich – spielen wir das doch einfach einmal durch (Datenquelle: Personalmarktstudie 2014 SW-Entwickler ohne Personalverantwortung):
Beim Einstieg als Softwareentwicklerin, im Alter von 25 Jahren, verdient Hanna S. in einer kleinen Firma 37.293 Euro. Wenn es ihr 5 Jahre später gelingt, im nächsten Schritt einen Wechsel in eine Firma mit mehr als 500 Mitarbeitern zu realisieren UND dort fachliche Führungsverantwortung zu übernehmen, dann darf sie von einem Gehalt von 53.760 Euro ausgehen. Glückwunsch – das sind satte 34 Prozent Aufschlag.
Wenn sie aber nicht in den Konzern wechselt, sondern zu einem vergleichbar großen Wettbewerber des bisherigen Arbeitgebers, dann liegt das neue Jahresbrutto wohl eher bei 46.980 Euro (+20 Prozent).
Und wenn sich nur der Name der Firma ändert? Maximilian R. ist Informatiker und arbeitet seit 5 Jahren in der Entwicklung. Seit dem letzten Stellenwechsel erhält er 52.307 Euro. Aus privaten Gründen zieht es ihn in eine andere Stadt. Er behält die Rolle, wechselt nur den mittelständischen Arbeitgeber. Mit 40 Jahren darf er nun ein Gehalt von 56.667 Euro erwarten (+9 Prozent)
34%, 20%, 9% – Keine schlechten Zahlen. Aber Vorsicht – wir sind immer vom jeweiligen Anfangsgehalt von vor 5 Jahren ausgegangen, nicht von dem, was nach der einen oder anderen Gehaltserhöhung verdient wurde. Und wir sind hier auch immer nur von der „Vergrößerung“ ausgegangen – größere Firma, mehr Verantwortung, mehr Gehalt. Die wenigsten sind bereit, diese Rechnung auch in die andere Richtung zu machen: Aber mehr Freizeit – z.B. weniger Reisen oder weniger Überstunden – UND mehr Geld? Geht das? Wir wollen es nicht übertreiben mit den Beispielen. Aber wir wollen deutlich machen, dass man mehr tun muss, als einfach einen fixen Prozentsatz auf das aktuelle Gehalt zu packen.
Schön und gut, aber wo stehe ICH im Gehaltsgefüge?
Ähnlich wie bei der Bewertung von Immobilien beeinflussen den Marktwert eines Mitarbeiters unterschiedlichste Faktoren.
Neben dem Beruf und der Unternehmensgröße sind diese: Der Standort, die zu erwartende Belastung, Alter und Erfahrung, Weiterbildung, die Branche und die Konjunktur. Wer den eigenen Standort im Gehaltsgefüge ermitteln möchte, kann sich Gehaltsanalysen anschauen, die regelmäßig veröffentlicht werden. Oder er wendet sich gleich an den Personalberater seines Vertrauens, denn erfahrene Consultants haben durch viele Gespräche mit Firmen und Bewerbern eine hervorragende Marktübersicht. Eine gute Möglichkeit sind auch individuelle Analysen, wie die von Personalmarkt. Für kleines Geld kann sich dort jeder seine eigene Gehaltsanalyse erstellen lassen.
Wo stehe ich aktuell? Was biete ich? Was kann ich damit erreichen?
Die Kalkulation der optimalen Verhandlungsbasis ist komplex und sehr individuell. Erst, wenn die Informationen gesammelt und analysiert sind, ist eine selbstbewusste und realistische Positionierung gegenüber dem potentiellen neuen Arbeitgeber möglich. Denn nur, wer gut vorbereitet in die Verhandlung geht, kommt nicht ins Wanken, wenn der Verhandlungspartner nicht gleich mitzieht.
Zum Thema Gehaltsverhandlung schreiben wir in einem späteren Artikel. Wer mag, kann uns Fragen und Anregungen per E-Mail an info@cavisio.de senden. Wir gehen dann im Blog auf die Fragen ein.