Schluss mit dem Gender Gap
Bestimmen Sie Ihren Marktwert, verhandeln Sie gut und bitte: Kein Neid!
Realistische Gehaltsanalyse – nicht nur für Frauen!
Kürzlich haben wir mit Melanie Vogel, Initiatorin des Messe-Kongresses women&work, eine Kooperation vereinbart. Wir freuen uns, dass sie in Zukunft hin und wieder als Gastautorin auf unserem Blog über zukunftsorientierte Weiterbildungskonzepte schreibt. Im Gegenzug freue ich mich, einen Artikel für ihre Blogparade zum Equal Pay Day beizusteuern.
„Der Equal Pay Day ist der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Männern und Frauen; er macht auf den bestehenden Gender Wage Gap aufmerksam […]. Der Aktionstag in Deutschland markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Arbeitszeit.“ (Wikipedia)
Der durchschnittliche Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern soll aktuell bei rund 22 Prozent liegen – fast einem Viertel. Wahnsinn!
Echt jetzt? Werden Frauen pauschal benachteiligt?
Ich habe die aktuellen Gehaltsanalysen von PersonalMarkt geprüft, die wir bei der Gehaltsberatung in Bewerbungsprozessen verwenden. In den Fachgebieten Vertrieb und Informationstechnologie, auf die wir uns spezialisiert haben, fällt die Lücke zwar nicht so groß aus, aber sie ist vorhanden. Im Key Account Management liegt der „Gender Pay Gap“ zum Beispiel bei knapp über 15 Prozent. In der Softwareentwicklung, einem klaren Kandidatenmarkt, schrumpft er auf rund vier Prozent. Männliche IT-Berater wiederum erzielen um ca. zehn Prozent höhere Gehälter.
Wie sind diese Unterschiede zu begründen? Ist es wirklich so, dass Frauen per se benachteiligt sind?
Meine Damen, auch, wenn Sie das vielleicht nicht gerne hören, ich behaupte: Nein. Vielmehr denke ich, dass die Unterschiede in der Vergütung durch unterschiedlichste Faktoren begründet sind: Frauen wählen häufiger als Männer Berufe, die schlechter bezahlt sind. Frauen haben öfter als Männer familienbedingte Unterbrechungen in ihrem Berufsleben. Frauen arbeiten zu Gunsten von Kindern oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern in Teilzeitmodellen. Natürlich, die Zeiten ändern sich. Männer übernehmen zu Hause zunehmend Verantwortung. Frauen gelangen häufiger in Führungsrollen. Aber die Statistiken können diese Trends noch nicht abbilden.
Ich bin überzeugt: Frauen können das gleiche Gehalt erzielen! Trauen Sie sich, Ihren Gehaltswunsch klar zu begründen und zu vertreten. Achten Sie aber auch darauf, was Ihnen sonst noch wichtig ist. Finden Sie ein Umfeld, das gut zu Ihnen passt. Und wenn Sie lieber für eine Non-Profit-Organisation arbeiten, die Idylle im Spreewald nicht verlassen möchten, kleine Unternehmen lieben oder ein Fan von kreativer Arbeit sind, dann blicken Sie bitte nicht neidisch auf Ihre ehemaligen Kommilitonen.
Damit Sie Ihr Gehalt selbstbewusst verhandeln können, müssen Sie es realistisch bestimmen können. Auf die Faktoren, die Ihre Verhandlungsmacht bestimmen, sollten Sie sich gut vorbereiten.
Wer umworben werden will, muss sich rar machen
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis – auch bei Gehältern. Wer Wert auf ein hohes Einkommen legt, muss schon früh die Weichen stellen: Spezialisten in Engineering und Informatik, Naturwissenschaftler, deren Ausbildung einen starken Bezug zu aktuellen Forschungs- und Entwicklungsthemen in der Wirtschaft hat, Experten im Finanzumfeld, z.B. Wirtschaftsprüfer und nicht zuletzt flexible und reisewillige Berater und Verkäufer sind gesucht.
Diese Fachrichtungen sprechen Sie nicht an? Sie wollen nicht aus dem Koffer leben? Okay! Halten Sie es gerne mit dem Motto „Mach, was Du liebst und Du musst nie wieder arbeiten!“. Aber rechnen Sie bitte nicht mit einem Spitzengehalt, wenn das, was Sie gerne tun, am Arbeitsmarkt nicht gesucht ist.
Big is beautiful
Große Unternehmen zahlen mehr. So kann ein 35-jähriger Softwareentwickler ohne Führungsfunktion in einem Unternehmen mit ca. 1.000 Mitarbeitern mit 14 Prozent mehr Bruttogehalt rechnen als der Kollege in der kleinen 30-Mitarbeiter-Firma. Wer ein agileres Umfeld zu schätzen weiß oder schlicht nicht den Lebenslauf für die großen Player mitbringt, muss damit leben, dass er wahrscheinlich weniger verdient.
Bildungsabschlüsse – Die Investition entscheidet über die Rendite
Berufsausbildung oder Promotion – natürlich hängt die Höhe des Gehalts vom Bildungsabschluss ab, auch wenn Sie meinen, dass Sie mit Ihrem Bachelor genau das gleiche tun, wie die Frau Doktor am Schreibtisch gegenüber. Je länger Sie im Job sind, desto weiter öffnet sich diese Schere. Wenn Sie also finanziell nicht weiterkommen, kann ein berufsbegleitendes Studium die Lösung sein. Je mehr Sie in Ihre Ausbildung investierten, desto höhere Erwartungen dürfen Sie auch an die Bildungsrendite haben.
Der Alte Hase – Erfahrung zahlt sich aus
Mehr Erfahrung bedeutet mehr Gehalt. In Tarifverträgen wird diese standardisiert durch eine Eingruppierung in eine höhere Entgelt-Stufe berücksichtigt. Im Wettbewerb um gesuchte Mitarbeiter müssen Unternehmen, die keinem Tarifvertrag unterliegen, nachziehen. Und bestimmt entwickeln Sie sich mit zunehmender Erfahrung weiter und übernehmen neue Aufgaben und mehr Verantwortung? Das bedeutet, dass Ihre Arbeit auch mehr Wert ist für Ihr Unternehmen. Das sollten Sie sich bezahlen lassen.
Die Branche beeinflusst das Gehalt maßgeblich
Wenn Sie sich ein überdurchschnittliches Honorar sichern möchten, wählen Sie besonders erfolg- und ertragreiche Branchen. Unternehmen, die gute Gewinne erzielen, können ihre Mitarbeiter auch überdurchschnittlich entlohnen. So zeigt sich seit Jahren das gleiche Bild: Unternehmen der Branchen Elektrotechnik, Fahrzeugbau, Maschinenbau, Finanzwesen, Pharma und Konsumgüter führen das Ranking an. Hinzu kommen Firmen, die komplexe Hochtechnologie vertreiben oder über starke Marken verfügen. Schlusslichter sind fast immer der Öffentliche Dienst, gemeinnützige Organisationen, Tourismus, Medien und der Handel.
Entscheidend ist die Lage
Unterschätzen Sie keinesfalls die Bedeutung des Standorts. Es ist auch völlig egal, ob Sie es gerecht finden, dass ein iPhone-Software-Entwickler für die gleiche Arbeit in einem kleinen Ort in Sachsen weniger verdient als in Düsseldorf. Der Regionalfaktor ist unstrittig. Unternehmen mit Sitz in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen zahlen besonders gut. Auf den hinteren Rängen finden sich regelmäßig die sechs ostdeutschen Bundesländer sowie Bremen und Schleswig-Holstein. In den großen Städten und dem Speckgürtel rundherum sind die Verdienstmöglichkeiten höher als in ländlichen Regionen.
Wenn Sie also von München zurück in die Heimat wollen, werden Sie keinen Gehaltssprung machen. Und wenn Sie sich bewerben, macht es einen Unterschied, ob Ihr Arbeitgeber seinen Sitz in Berlin hat oder sich 60 km nordöstlich in einem kleinen Dorf befindet. Welches Gehalt sich für Sie rechnet, müssen Sie selbst kalkulieren: Natürlich sind höhere Lebenshaltungskosten oder der Arbeitsweg wichtige Faktoren.
DAS Durchschnittsgehalt gibt es nicht
Sie sehen: DAS Durchschnittsgehalt existiert nicht. Wer seine Verdienstmöglichkeiten realistisch einschätzen möchte, muss differenzieren und die verschiedenen Einflussgrößen berücksichtigen. Bereiten Sie sich vor, nutzen Sie Gehaltsstudien, wie die von PersonalMarkt. Bleiben Sie selbstbewusst, aber auch selbstkritisch. Bei vergleichbaren Bedingungen sollte es Ihnen gelingen, genauso gut zu verdienen, wie Ihre Kollegen.