Als Quereinsteiger in die IT-Beratung
Active Sourcing und Headhunting sind meine Leidenschaft. Gerade heute mit den schier unbegrenzten Möglichkeiten der sozialen Medien, Suchmaschinen und Portalen hat man als Recruiter eine Klaviatur zur Hand, die einem beim Finden von Menschen viel ermöglicht.
Andererseits steht man auch stets vor der Herausforderung, für erklärungsintensive Positionen die passenden Menschen zu gewinnen. Und die „Kandidaten“, die auf den ersten Blick am besten passen sind oft schon vergeben oder so von Angeboten zugeschüttet, dass man auch mit Herz und Hirn kaum mehr zu ihnen durchdringt.
Besonders gilt das für Consulting Positionen in IT & Business. Denn war es in den 90ern zu meinen Abschlusszeiten noch ein Ritterschlag für jeden Absolventen, im Beratungsfach zu starten, ist es heutzutage Vielen zu beschwerlich. Sie scheuen das stressige Reisen – und vielleicht auch manchmal die kniffligen Herausforderungen so direkt „an der Front“. Dabei kann Unternehmensberatung so spannend sein und bietet gerade Young Professionals eine steile Lernkurve.
Deshalb freut es mich immer besonders, wenn ich im Sourcing auf spannende Rohdiamanten stoße und diese Klienten für Stellen gewinnen kann, die sie selbst noch nie für eine Bewerbung auf dem Schirm hatten. Aber was spricht dagegen, wenn sie die passenden Kompetenzen mitbringen – dann muss eben die Bewerbungsstory überzeugen.
Gerade erst kürzlich ist mir das wieder bei einem Kandidaten gelungen – nennen wir ihn Thorsten. Thorsten ist nach dem Sozialwissenschaftlichen Studium im Eventbereich eingestiegen, hatte nach einigen Jahren als Reiseleiter selbst eine kleine Reiseagentur für Städte-Events gegründet. Diese lief zunächst auch gut, aber der Wettbewerb intensivierte sich und die häufigen kurzfristigen Stornos seiner Kunden gingen an die Substanz. Nach mehreren Jahren wollte er aber mehr Stetigkeit in seine Geldbörse bringen und hat sich – immer schon an IT interessiert – dazu durchgerungen, eine IT-Weiterbildung zu machen, um als Software-Entwickler noch einmal neu durchzustarten. Mit Mitte 40 war das ein mutiger Schritt, der aber mit meiner Unterstützung gelang.
Dazu gleich mehr, denn wie sich rausstellte, hat Thorsten sehr gute kommunikative Fähigkeiten, ist kundenorientiert und an Kundenprozessen sehr interessiert, verfügt über Seniorität und Standing – und beherrscht seit Kurzem auch einige objektorientierte Programmiersprachen. Perfekte Voraussetzungen, um bei einem meiner Kunden zu starten. Denn dieses Unternehmen sucht IT-Consultants, die anwendungsnah Standardsoftware aus dem Bereich Dokumentenmanagement programmieren, aber zu mindestens der Hälfte der Zeit als Berater, Prozessgestalter, Kundenmonitor und Anwendungstrainer arbeiten. Das heißt, die Consultants sind stetig vor Ort mit den Anwendern und Entscheidern aus der IT im Austausch. Agiles Entwickeln pur. Thorsten war zunächst überrascht, dass ich Ihn für diese Stelle gewinnen wollte, kam dann aber schnell zur gleichen Ansicht, dass es gut passen würde. Und mit Menschen konnte er ja gut.
Der Kunde war glücklicherweise auch gleich offen für die Bewerbung, man hat sich zweimal getroffen, sich gut gemocht und geschätzt und seit 2 Monaten ist Thoralf im Onboarding-Prozess bei meinem Kunden und in den ersten Projekten. Eine echte Erfolgsstory, denn hier passt er auch 100mal besser hin als in die Junior-Entwickler-Ecke eines Software-Unternehmens mit lauter Azubis und Bachelor-Absolventen frisch von der Hochschule. Ich wünsche Thorsten das Beste und werde seine berufliche Entwicklung auf jeden Fall verfolgen.
Welche Vermittlungen oder Einstellungen habt Ihr denn bislang gemacht, die erst auf den zweiten oder dritten Blick so richtig zwingend waren?