IT-Gehaltsanalyse deckt auf: München auch gehaltsmäßig Champions League

Im Internet kursieren ja eine ganze Reihe Gehaltsstudien und Vergütungsvergleiche. Über die alma mater Gehaltsstudie speziell für akademische Nachwuchskräfte habe ich ja bereits mehrfach auf diesem Blog geschrieben. Kürzlich habe ich mir mal die Gehaltsübersicht 2012 von Robert Half Technology angeschaut. Die IT-Sparte der Personalvermittlung hat hier für ihre Kunden eine Übersicht über die Vergütungssituation und Bedürfnisse der IT-Spezialisten zusammengestellt. Basis für die ausgewerteten Gehaltsdaten sind die Erfahrungen der Robert Half-Personalberater, die Erkenntnisse des Senior Managements sowie exklusive und repräsentative Marktforschung für die CIOs in Deutschland von der Vermittlungs-Company befragt worden sind. Robert Half ist kein kleiner Laden und verfügt über eine ganze Reihe Niederlassungen in Deutschland, sodass ich grundsätzlich mal von einer repräsentativen Datenbasis ausgehe. Die Gehaltsanalyse datiert von September 2012, ist demnach noch ziemlich aktuell und ich will sie an dieser Stelle kurz für Euch rezensieren. Here we go:

Half_screenshot
Quelle: Robert Half Technology

Was schon auf den ersten Blick auffällt, ist der hippe Auftritt der 12-seitigen Markübersicht. Nette Comic-Art, Piktogramme, schicke Diagramme, Rahmen, Infoboxen satt. Das macht Lust auf mehr, wenngleich es aus CI-Gesichtspunkten so überhaupt nicht zum sehr konservativen Auftritt von Robert Half im Web passt. Das soll uns hier aber nicht stören – wir sind schließlich ein Gehälterblog und kein Marketing-Blog 😉

Ab zum Inhalt der Studie: Die Gehaltsanalyse in der Robert Half Studie wird anhand der späteren Funktion im IT-Bereich und der Einsatzregion analysiert. Ausgangsbasis sind die jährlichen Bruttogehälter ohne Zusatzleistungen; dies wären zum Beispiel Boni, Mitarbeiterjahresprämien oder Überstundenentgelt. Genannt sind für jede Funktion die Gehaltsuntergrenze und -obergrenze sowie das Durchschnittsgehalt. Es ist nirgends genau beschrieben, aber ich vermute, dass es sich um das arithmetische Mittel und nicht den Median handelt. Ausgewertet wurden von den Halfs folgende IT-Funktionen: IT-Leitung, Chief Security Officer (CSO), Chief Information Officer (CIO), Chief Technology Officer (CTO), verschiedene Funktionen in der Anwendungsentwicklung, Datenbankadministration, Internet & E-Commerce, Netzwerk & Telekommunikation, Qualitätssicherung, IT-Sicherheit, Softwareentwicklung, Helpdesk und technischer Support. Insgesamt wurden von Robert Half 38 IT-Funktionen ausgewertet. Das ist top und da sollte sich eigentlich fast jeder IT-Spezi irgendwo wiederfinden.

So erfahren wir zum Beispiel, dass ein Anwendungsentwickler zwischen 42.500 Euro und 58.000 Euro verdient und das Durchschnittsgehalt in der Anwendungsentwicklung bei 50.071 Euro liegt. Das Data Analyst kann zwischen 39.000 Euro und 49.000 Euro verdienen (im Durchschnitt 43.833 Euro). An den beiden Beispiele lässt sich schnell erkennen, dass die Gehaltsanalyse von Robert Half nur dazu dienen kann, eine grobe Näherungsgröße zu bekommen – mehr nicht. Wer sich mit dem Thema Vergütung näher beschäftigt weiss genau, dass wahnsinnig viele Größen Einfluss aufs Gehalt nehmen. Größe des Arbeitgebers, Branche, Wettbewerbsintensität, Region, Kundenklientel des Arbeitgebers, Produktspektrum – nicht zuletzt die Vergütungspraxis der jeweiligen Branche – Stichwort: Perverse Boni der Investmentbanker. Es ist schade, dass die Leute von Robert Half hier keinen groben Index für die verschiedenen Kriterien mit in die Analyse aufgenommen haben.

Half_regionaleUnterschiede
Quelle: Robert Half Technology

HALT!!!! Es gibt eine Ausnahme. Die Jungs von Robert Half haben die regionale Komponente untersucht. Zwar sind nur sechs große Städte in der Analyse ausgewertet – München, Stuttgart, Frankfurt, Hamburg, Berlin und Düsseldorf – in diesen Metropolen sind vermutlich die größeren Robert Half IT-Niederlassungen. Wer jetzt in Dresden, Nürnberg oder Bremen arbeitet, schaut hier vielleicht erst einmal in die Röhre. Die regionale Übersicht zeigt aber klar, dass Gehälter regional sehr unterschiedlich ausfallen, was jeden für eine etwaige Gehaltsverhandlung sensibilisieren sollte. Exemplarisch habe ich hier mal die Unterschiede für die Funktionen IT-Leitung und Datenbankentwicklung rausgezogen. Und die Unterschiede sind beträchtlich. So kann ein IT-Leiter in der bajuwarischen Landeshauptstadt München sage und schreibe 44 Prozent mehr als der Durchschnitt seiner deutschen Kollgen verdienen. Wow! Mit 30% bzw. 40% Abstand kommen die Stuttgart IT-Chefs gefolgt von den CIO in der Hessenmetropole Frankfurt. Schlusslicht sind die Berliner IT-Leiter, die sich mit kümmerlichen 84 % des Durchschnittssalärs begnügen müssen. Bei den Datenbankentwicklern sieht die Spreizung nicht ganz so gravierend aus, aber man kann klar erkennen, dass auch hier die Region ein gewichtiges Wörtchten bei der „Gehaltsverhandlung“ mitredet. In der Gehaltsanalyse hat Robert Half acht IT-Funktionen regional untersucht. Fünf mal steht München an der Spitze, je einmal Düsseldorf (SW-Entwicklung), Hamburg (3rd-Level-Support), und Stuttgart (Datenbankentwicklung). Die Münchener zeigen mal wieder Klasse, und das nicht nur in der Champions League 😉

RegionaleAnalye_JAVA_icjobs
Quelle: ICJobs- Jobsuchmaschine

Jetzt fragt sich vielleicht einer: „Mensch, warum kriegen die Münchener ITler so viel Geld?“. Ganz einfach weil dort einfach die meisten Stellen zu besetzen sind. Ich habe mir mal die Mühe gemacht und ein bisschen im Web recherchiert. Auf der Stellenbörse ICJobs wurden zigtausend Angebote für JAVA-Entwickler ausgeworfen und wie man unschwer erkennen kann „knubbelt“ sich eine Vielzahl der Angebote in München und seinem Speckgürtel. Am Ende des Tages sind Gehälter immer noch Marktpreise und in der Westpfalz oder in Ost-Brandenburg ist IT-seitig einfach „der Hund begraben“ – und dann sind eben die Verdienstmöglichkeiten mau.

Zusammenfassend kann man sich bei Robert Half bedanken, dass sie sich die Mühe gemacht haben, für ihre Bewerber und Firmenkunden diese Studie rauszubringen. Hier ist nochmal der Download-Link zu Studie. Um eine individuelle Gehaltsanalyse zu erhalten, kommt der geneigte Leser aber nicht an vielen Gesprächen oder die Einschaltung eines spezialisierten Analysehauses wie zum Beispiel Personalmarkt herum. Für eine 100% verlässliche Einstufung sind die Werte dann doch zu sehr aggregiert und es fehlen die qualitativen Angaben, die in einer ordentlichen, repräsentativen Statistik vorhanden sein sollten. Die Gehaltsdaten geben aber eine guten Näherungswert und jeder kann erkennen, wo er in etwa im Gehaltsgefüge mitschwimmt. Und ermuntern die Zahlen den einen oder anderen IT-Spezialisten ja auch zum Umzug. „Arm aber sexy“ (Berlin) oder „(Edel-)Laptop und Lederhose (München) – die Wahl liegt bei jedem Einzelnen selbst.

In diesem Sinne wünsche ich jedem Leser jetzt ein schönes Pfingstwochenende.

Es grüßt Jürgen vom Gehälterblog.

Nach oben